Der Pygmalion-Effekt
Der Pygmalion-Effekt: Je mehr man erwartet, umso höher ist die Leistung. Bereits 1969 verfasste der amerikanische Unternehmensberater Prof. J. Sterling Livingston seine Thesen zu „Pygmalions Gesetz“. Diese haben bis heute nichts an Relevanz eingebüßt. Dieser Klassiker unter den Leitideen für Führungskräfte liefert einen interessanten Ansatz für Ihre Praxis.
Die zwei generellen Grundannahmen des Pygmalion-Effekts lauten dabei:
- Hegen Führungskräfte hohe Erwartungen, werden Mitarbeiter/innen wahrscheinlich Überdurchschnittliches leisten und
- Mitarbeiter/innen tun oft genau das, was ihrer Ansicht nach von ihnen erwartet wird.
Pygmalion – Schon mal gehört…
Wissen Sie noch, wer Pygmalion war? Richtig: Es war ein mythischer, cyprischer König, der sich aus Elfenbein die Statue seiner idealen Gefährtin schnitzte und sich prompt in sein Werk verliebte. Aphrodite hatte dann ein Einsehen und erweckte die Statue zum Leben. Vielleicht kennen Sie den Begriff aber auch im Zusammen mit dem Erfolgsmusical von George Bernhard Shaw. Professor Higgings macht das Blumenmädchen Eliza Doolittle „gesellschaftsfähig“. Beide Beispiele zeigen auf, worum es beim Pygmalion-Effekt geht: Die selbsterfüllende Prophezeiung durch die Übertragung von Erwartungen auf andere.
Tipps für die Anwendung des Pygmalion-Effekts in der Führungspraxis
Für die praktische Umsetzung im täglichen Führungsalltag nachfolgend einige Tipps und Ideen, wie Sie noch heute beginnen können, den Pygmalion-Effekt für Ihren Erfolg und den Ihrer Mitarbeiter/innen zu nutzen:
- Bauen Sie hohe – aber realistische – Leistungserwartungen auf, denen Ihre Mitarbeiter/innen dann gerecht werden können
- Übertragen Sie Ihr Selbstvertrauen und die Gewissheit eigenen Könnens auf andere
- Denken Sie daran: Zuwendung oder Kälte – beides ist ansteckend!
- Wenn Sie Ihre Mitarbeite/innen so behandeln, als ob diese niemals die mindeste Aussicht auf Erfolg haben … dann werden Sie genau das bekommen!
- Niedrige Erwartungen und Verletzungen des Selbstwertgefühls – zum Beispiel durch destruktive Kritik – rufen eine Verhalten hervor, dass das Scheitern begünstigt
Mitarbeiter zu erkennen und zu entwickeln
Was Menschen von sich halten, beeinflusst auf subtile Weise auch Ihre Mitarbeiter/innen.
- Trauen Sie Ihren Mitarbeiter/innen mehr zu
- Sprechen Sie mehr mit Ihren Mitarbeiter/innen: Sagen Sie nichts, wird oft vermutet, dass Sie mit einer Leistung nicht (ganz) zufrieden sind und unsichere Menschen denken dann schnell, sie wären ein „hoffnungsloser Fall“
- Gleichgültigkeit signalisiert oft: „Ich mache mir nicht viel Gedanken über Sie!“
- Der Schlüssel zu hohen Erwartungen liegt oft darin, wie Sie Ihre Mitarbeiter behandeln!
- Nur wenn die Mitarbeiter/innen die Erwartungen auch für realistisch und erfüllbar halten, wirken sie motivierend!
- Haben Sie selbst mehr Vertrauen in Ihre Fähigkeit, das Potenzial Ihrer Mitarbeiter/innen zu finden
Die ersten Führungskräfte sind entscheidend
Viele Studien haben gezeigt: In einem Unternehmen sind die (ersten) Berufsjahre, in denen sich junge oder neue Mitarbeiter/innen noch stark vom normierenden Verhalten und von den Erwartungen der Führungskräfte beeindrucken lassen, wegweisend für die künftige Performance und Karriere. Eine besondere Verantwortung kommt also den Führungskräften zu, die die Führungsverantwortung für Neueinsteiger oder Berufsanfänger tragen.
Zögern Sie also nicht länger und testen Sie Pygmalions Gesetz. Sie werden erstaunt sein, wie Sie in kürzester Zeit den Erfolg Ihrer Mitarbeiter/innen –und damit auch Ihren eigenen Erfolg– steigern können. Wir gleichen im Prinzip alle Eliza Doolitle: „Wir benehmen uns einfach so, wie wir behandelt werden.“
Über den Autor:
Dr. Matthias Hettl ist als international bekannter Managementberater, Trainer und Coach für Vorstände, Geschäftsführungen und Führungskräfte tätig. Er vertrat eine Professur für Management, verfügt über langjährige Führungserfahrung, u. a. als Aufsichtsrat, Geschäftsführer sowie auch international als Consultant bei den Vereinten Nationen. Als renommierter Speaker ist er ein gefragter Management- und Führungsexperte.
Der Artikel ist zuerst erschienen auf: http://magazin.hettl-consult.de